Freitag, 30. Dezember 2011

Ist er nicht wunder-wunder-schön???






Ich danke dir Vivien!

Er ist wirklich der Oberhammer! Und SORRY nochmal für mein Generve und meine Pingeligkeit, aber du hast das echt toll gemacht!!!!!!! Du bist der HÄMSTA!!!!!

Euch allen einen verdammt guten Rutsch, am besten gleich auf Edward drauf ;)

KNUTSCH

Donnerstag, 10. November 2011

Kapitel 4

Kapitel 4

**** Brille aufsetz, räusper… großes, schwarzes DonBoth-unnötiges-Wissensbuch aufschlag und einen auf total Wichtig mach***

Die Amphisbinea, wenn auch nicht von mir erfunden, ist in meiner Geschichte keineswegs ein Kopfscheisser, wie es einige von euch… so phantasievoll und lachdrüsenanregend ausdrückten. Sie scheidet genau mittig aus, damit ihre Köpfe sich nicht vor sich selbst grausen müssen. Sie stinkt auch nicht aus dem Mund. Dort wo es reinkommt, kommt es nicht raus. Die Kacke kommt nicht aus der Fresse. So! Der Sandbuddler, so wie ich ihn erfunden habe, wird in Kürze tatsächlich skizziert auf dem Blog zu finden sein, denn zum Glück bin ich nicht nur mit schreibtechnischem Talent gesegnet. Alle weiteren Fragen werden im nächsten Kapitel wissenschaftlich und total ernsthaft abgehandelt, also stellt nur schön weiter eure Vermutungen an ;))

*** Buchzumach, Brille absetz, Grins***

Weiter geht’s mit der Story… Ice hat nun seinen ersten menschlichen Auftritt. *Fähnchenschwenk*

Ich lief durch den Nebelwald und fühlte mich dabei, als wäre ich schwerelos. Ich berührte mit meinen nackten Füssen nicht das bunte Laub unter mir und dennoch wirbelte es rund um meinen Körper. In meinem Nacken fühlte ich die Gefahr prickeln. Die dunkle Bedrohung. Ich wusste, dass mich etwas verfolgte, aber wenn ich mich umdrehte, sah ich nichts als die Dunkelheit, die alles um sich herum verschlang. Wenn die Dunkelheit Besitz von mir ergriff, würde ich mich selbst verlieren... Ich hatte panische Angst davor. Doch gleichzeitig wusste ich, dass ich ihr nicht entkommen konnte. Irgendwann würde sie mich einholen und verschlingen… So war es auch… Sie kam immer näher gekrochen… Aus irgendeinem Grund war sie nicht kalt, sondern flimmernd heiß wie die Sonne… Sie versengte mir den Rücken und ich wollte schreien, doch kein Ton kam über meine Lippen. Ich fühlte etwas über mein Gesicht laufen… War es Blut? Es berührte meine Lippen. Und noch etwas… immer mehr… auf meiner Stirn…. meinen Wangen… und wieder meinen Mund. Gierig schnappte ich danach, noch bevor ich wild keuchend zu mir kam.

Es war Wasser. Klares reines Wasser. Mein Kopf wurde angehoben und die vertraute runde Öffnung meiner Flasche an meine Lippen gehalten. Ich trank gierig. Verschwendete dabei viel eiskaltes Wasser, das über mein Kinn herab lief.

Es war wunderbar. Und… ich war nicht tot. Die Dunkelheit hatte mich nicht erwischt.

Schlagartig öffnete ich die Augen und sah einen verwischten dunklen Umriss vor mir. Ich kniff die Augen zusammen… öffnete sie wieder… und war verwundert.

Eiskalte blaue Augen sahen erleichtert auf mich herab. Aber das war auch schon alles, was von dem Wolf übrig war. Der Rest war alles andere als tierisch… und ich lag halb auf seinem Schoß, seinem MÄNNLICHEN Schoß.

„Lass mich los.“ War das Erste, was ich heiser flüsterte und er folgte aufs Wort. Braver Wolf. Zum Glück nicht so abrupt, dass ich hart mit dem Kopf aufkam, aber seine Hände und sein Schoß waren sofort verschwunden. Ich blinzelte und versuchte mich zu orientieren. Das Erste, was ich fühlte war, dass es nicht heiß war. Es war eher etwas kühl, aber so, dass man es gerade noch so ertragen konnte. Über mir sah ich ein dichtes tiefgrünes Blätterdach, das leicht im Wind wehte. Der Boden unter mir war rau, weil er mit lauter vertrockneten Tannennadeln, Blättern, Nussschalen und Ästchen bedeckt war. Es roch nach nasser Erde und Moos, nach Tannen und nach Pilzen.

Wir waren nicht mehr in der Wüste und wir lebten!

Ich war am Ziel angekommen.

Also seufzte ich erst mal tief und richtete mich auf. Mein Kopf drehte sich, aber ich ließ mich davon nicht beirren. Fasste auch nicht hin oder so etwas. Zwangsläufig musste ich mich jetzt mit etwas anderem befassen und es schockierte mich, welche Frage mir als erstes auf der Seele brannte.

„Bist du verletzt?“ fragte ich diese eiskalten Augen, die sich plötzlich in einem menschlichen männlichen Gesicht befanden. Es war ein ausdrucksstarkes Gesicht mit ebenmäßigen Linien und auf subtile Art schön. Doch ein Merkmal fesselte mich sofort. Ich hatte noch niemals zuvor so volle Lippen gesehen wie bei ihm. Sie waren rosafarben und so aufgeplustert, als wären sie mit Luft gefüllt. Weiter herab blickte ich erst gar nicht, denn ich wusste schon jetzt, dass er nichts trug. Schamgefühl war anscheinend wirklich komplett menschlich.

Er schaute erst verwirrt, wegen meiner Frage, dann grinste er langsam auf diese selbstzufriedene Wolfsart, so dass seine leicht tiefliegenden Augen funkelten wie eine Gletscherspalte im Sonnenlicht. Blendend weiße Zähne kamen zum Vorschein. Die Reißzähne waren spitz und scharf. Es hätte erschreckend sein müssen. War es aber nicht. Es war ganz anders…

„Du sorgst dich um mich?“ Es war keine Frage. Es war eine Feststellung. Und die war freudig. Seine Stimme war tief und hatte einen rauen Beiklang.

„Wie du mir, so ich dir.“ Sagte ich einen Spruch von meinem Opa. Er grinste noch breiter. Das Grinsen stand ihm in Menschengestalt eindeutig besser als in Tiergestalt. Es wirkte nicht so dämlich, besonders weil seine Zunge nicht aus dem Mund hing.

„Also wirst du nicht mehr vor mir davonlaufen und mich als Bestie beschimpfen?“ er klang nicht gekränkt, nicht im geringsten. Überhaupt schien er alles ziemlich locker zu nehmen.

„Nicht, wenn du es nicht verdient hast. Du hast mir das Leben gerettet… nicht nur einmal…“ nuschelte ich noch dazu „Also hast du es nicht verdient.“ Vorsichtig rappelte ich mich an dem Baum hinter mir auf und er folgte mir, wie an Fäden gezogen in die Senkrechte. Er wich immer noch nicht von meiner Seite.

„Wieso tust du das?“ fragte ich ihn und lehnte mich etwas gegen den Baum hinter mir. Meine Beine waren noch ganz gummlig.

„Was?“ aufmerksam sah er mich an und runzelte etwas die buschigen hellbraunen Augenbrauen über seinen ausdrucksstarken Augen. Sogar seine langen Wimpern waren hellbraun, als wären sie von der Sonne ausgebleicht.

„Wieso… beschützt du mich?“ fragte ich leise.

„Weil du diesen Trieb in mir geweckt hast.“ Er zuckte die Schultern. Sie waren sonnengebräunt und breit, genauso muskulös, wie sein Körper ins Wolfsform. Und verdammt war der groß, wenn er stand. Ich musste meinen Kopf richtig in den Nacken legen, um in sein Gesicht zu blicken. Auch wenn ich ansonsten nicht gerade klein war.

„Wie habe ich diesen Trieb geweckt? Und welchen überhaupt?“ fragte ich und versuchte nicht weiter über diese scharf geschnittene Brust herab zu blicken.

„Deine Angst riecht gut und weckt gewisse Urinstinkte in mir.“

„Toll…“ murmelte ich… sah dabei an seiner Schulter vorbei. „Solltest du dann nicht eher versuchen mich die ganze Zeit zu Tode zu erschrecken?“

Er lachte leise. Ich erschauerte. Verdammt. Wieso mussten diese Gestaltwandler in Menschenform nur so eine Ausstrahlung haben, von der mir ganz heiß im Bauch wurde?

„Deine Angst riecht gut… sie berührt… meine tierische Ader… aber etwas anderes in dir… berührt mich mehr. Es berührt den Menschen in mir.“ Seine Stimme war zum Schluss hin leise geworden, hatte diesen spöttischen Ton verloren und zwang mich hoch in diese faszinierenden Augen zu blicken. Das hätte ich nicht tun sollen. Mein Herz machte ein paar Saltos. Mein Magen fühlte sich an, als würde er sich entleeren wollen. Mein Schweiß floss in Strömen. Einfach ekelhaft zu was mein Körper fähig war.

„Du bist aber kein Mensch.“ Ich war auch leiser geworden. Er lächelte. Nicht wölfisch. Oder spöttisch. Sondern sanft. Er hatte sehr helle rosa Lippen. Überhaupt war alles außer seiner Haut hell, auch seine Haare. Sie waren hellbraun und mit sonnengebleichten blonden Strähnen durchzogen. Sie reichten ihm sicher bis zum Kinn. Er hatte sie zusammengebunden. Deswegen konnte man jeden einzelnen weich geschnittenen Zug in seinem Gesicht genau erkennen. Weil er die Haare zusammengebunden hatte, hatte ich erst gedacht, er hätte kurze Haare. Er sah mit dem kleinen Zöpfchen, der braunen Haut, den vielen Muskeln und den strahlend weißen spitzen Zähnen sehr verwegen aus. Wie ein Aufreißer… mir fiel auf… das er das im wortwörtlichen Sinne auch war und erschauerte…

„Ich bin also kein bisschen Mensch?“ fragte er. Dann nahm er plötzlich meine Hand. Seine Haut war wärmer als meine, aber nicht unangenehm. Er legte meine Finger auf seine Brust und drückte meine Handfläche dorthin wo sein Herz schlug. Es schlug mit meinem in einem Takt.

„Auch Tiere haben einen Herzschlag.“ Es kam schnell aus meinem Mund, weil ich seine glatte Haut nicht länger so berühren wollte. Er schüchterte mich mehr ein, als der Wolf in ihm. Ich zog die Hand weg, bevor ich mir die Finger verbrannte. Und das meinte ich auch wortwörtlich.

„Können Tiere etwa auch sprechen?“ fragte er, stützte sich mit einem muskulösen Arm hinter mir am Baum ab und kam mir mit dem Gesicht nahe. Zu nahe. Eindeutig. Ich drückte mich in den Baum mit meinem Rücken. „Können… sie… ihren Trieben so gut widerstehen wie ich im Moment?“ flüsterte er. Fragend schaute ich ihn an. Was für Triebe meinte er jetzt denn? Ich verlor mich kurzerhand in diesen funkelnden Augen, die direkt vor meinem Gesicht schwebten.

„Kannst du dich bitte…“ ich schluckte hart an meinem stark pochenden Herzen vorbei. „Etwas entfernen?“

Er lachte laut und das brach den Bann, den er so eben um mich gesponnen hatte. Gnädigerweise rückte er von mir ab.

„Immer willst du mich los werden. Aber das wirst du nicht schaffen.“ Er drehte sich von mir weg und überblickte den Wald. Wir waren auf einem kleinen Hügel und hatten einen guten Ausblick auf das dichte grüne Blätterdach.

„Sag mir wieso. Es kann nicht nur an deinen Trieben liegen.“

„Mein Rudel hat deinen einzigen Beschützer getötet.“ Sagte er plötzlich düster mit dem Rücken zu mir und mir verschlug es die Sprache. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Die Sehnen traten an seinen Unterarmen hervor.

Ich schluckte hart. „Bist du… der Anführer?“

„Nein. Ich tue aber trotzdem, was ich für richtig halte. Es sollte eigentlich die Aufgabe vom Alpha sein dich jetzt zu beschützen, aber er hat das Menschenfleisch einmal gekostet und will es wieder. Er ist jetzt regelrecht versessen darauf.“

„Das Menschenfleisch… war mein Opa.“ Schoss es gequält aus mir heraus. Wie konnte er nur so über ihn sprechen?

Er drehte sich wieder zu mir herum, um in meinem Gesicht nach meinen Gefühlen zu suchen. Ich merkte, dass ich auch die Fäuste ballte und das ich schon wieder Tränen in den Augen hatte. Er war verwirrt, verstand die Gefühle in mir nicht. Er hatte wohl noch niemals jemanden verloren, der ihm wichtig war. Aber vielleicht können Tiere nicht so stark fühlen wie Menschen.

„Ich gehe jetzt zu Pan.“ Verkündete ich und marschierte an ihm vorbei. Er war sprachlos. Ich fühlte es hinter mir. Doch genauso wie als Wolf folgte er mir unauffällig und leise. Er tat gut daran Abstand zu mir zu halten. Mit seinen Worten hatte er mich verletzt, auch wenn er es nicht so gemeint hatte.

Ich ging den Hügel herab und war froh das ich mich darauf konzentrieren musste nicht hinzufallen. Der laubige Boden konnte auch allerhand Gefahren unter sich verbergen, deswegen machte ich jeden Schritt überlegt und hielt mich an den Bäumen fest, um mich zu stabilisieren.

Schweigend gingen wir so vor uns hin. Er tat gut daran nicht weiter mit mir reden zu wollen. Ich tat gut daran ihn nicht anzublicken. Er konnte wahrscheinlich nichts für seine unbedachte Aussage. Er hatte es nicht gesagt, um mir weh zu tun. Er wusste es einfach nur nicht besser. Und trotzdem fühlte ich mich wie am Anfang, als er eine Bestie für mich gewesen war. Was hatte sich auch schon daran geändert?

Er hat mich vor seinem Alpha beschützt… er hat mich in der Nacht mit seinem Körper gewärmt… er hat eine Riesenschlange getötet, um mich zu schützen… Er sieht es als seine Aufgabe an auf mich aufzupassen.

Nein, er war keine Bestie. Er war eben nur anders. Ich wusste nicht, ob ich damit klar kommen würde. Vielleicht wäre es doch besser, wenn ich allein weiter ging. Bald wäre ich sowieso beim Pan und seinen Schafen. Was, wenn er sich auf sie stürzen und sie zerfleischen würde?

Ich kannte ihn doch gar nicht und doch drehte ich ihm so unbedacht meinen Rücken zu. Ob sich das nicht als Fehler erweisen würde?

„Warte…“ mit einem Mal ging er an mir vorbei und fasste dabei nach hinten, um mich am weitergehen zu hindern. Ich blieb stehen, ansonsten wäre ich mit meiner Brust in seine ausgestreckte Hand geknallt und ich machte dabei einen bösen Fehler. Ich schaute über seinen langen Rücken nach unten... übers Steißbein und keuchte, als ich seinen nackten Hintern ins Visier nahm. ER hatte einen wirklich hübschen Hintern. Ich musste ihn verdecken, wenn er weiter mit mir gehen würde. Das könnte ich nicht die ganze Zeit sehen. Er war jetzt angespannt, so wie der Rest seines Körpers, was mein Dilemma nicht leichter machte.

Ach… Dilemma… da war ja noch was… er hatte Gefahr gewittert und ich hatte nichts Besseres zu tun, als mich mit seinem hübschen Hintern zu befassen. Kopfschüttelnd schaute ich nach oben und stellte mich auf die Zehenspitzen, um an seinen Schultern vorbeisehen zu können.

„Was ist denn?“ flüsterte ich, denn natürlich sah ich nichts.

„Psst…“ plötzlich wirbelte er herum, packte mich mit einer Hand am Oberarm, drückte mir die andere auf den Mund und presste mich gegen den Baum, vor dem wir standen. Nun war es eng. Sehr eng. Mit großen Augen hob ich meinen Kopf und starrte halb wütend, halb verwundert in sein angespanntes Gesicht.

„Katoblepas“ formte er mit seinen unglaublichen glatten Lippen und ich wurde sofort mucksmäuschenstill. Es war ein großer dunkelbrauner Büffel mit dem Kopf eines rosa Schweines gemeint. Zum Glück war dieser mit so harten schweren Schuppen bedeckt, dass er diesen meist nicht heben konnte und ihn immer gesenkt halten musste. Aber wenn er auf uns aufmerksam werden würde und sich die Mühe gab ihn doch zu heben, dann würden wir uns unter seinem Blick in Stein verwandeln. Dagegen konnte nicht einmal der starke Gestaltwandler etwas tun, der mich fest hielt.

Ich konnte seinen Herzschlag in seiner Brust fühlen, konnte seinen Atem in meinem Gesicht wahrnehmen und nein er stank nicht… konnte jeden gespannten Muskel spüren.

So standen wir gefühlte Stunden, bis er sich entspannte, mich aber nicht los ließ.

„Er ist weg.“ Sagte er immer noch sehr leise.

„Gut.“ Ich konnte mich nicht mehr rühren, wollte mich nicht mehr rühren, nuschelte einfach gegen seine weiche Hand.

„Wie heißt du?“ fragte er plötzlich neugierig. Ich wurde rot und musste meinen Blick senken. Ich weiß nicht wieso. Er nahm zum Glück die Hand von meinem Mund.

„Seraphina.“ Murmelte ich. Er sagte nichts. Aber was hätte er auch sagen sollen?

„Und du?“ fragte ich und starrte dabei auf seine glatte Brust.

„Ice.“

„Ice?“ mit gerunzelter Stirn schaute ich jetzt doch hoch.

„Ja. Ice.“ Ice… wie seine Augen… alles klar… sehr einfallsreiche Eltern gehabt, wollte ich schon sagen. Ließ es aber sein.

„Lässt du mich jetzt wieder los?“ fragte ich stattdessen.

„Nein.“ Sagte er leichthin.

„Nein?“ fragte ich mit großen Augen, was ihn wieder zum Lachen brachte. „Ich mag es dich so nah bei mir zu haben.“

„Du nimmst es aber ganz schön ernst mit deiner Beschützerrolle.“ Und das war irgendwie sehr beruhigend.

„Vielleicht.“ Etwas flackerte da in seinen Augen, was mich beunruhigte. Vielleicht war er ja auch nur scharf auf mein Fleisch, konnte mich aber besser täuschen, als jeder andere. Er ließ mich los und ich rückte sofort fröstelnd von ihm ab.

„Gehen wir.“ Er drehte sich um, ging los und sofort flog mein Blick nach unten.

„STOP!“ rief ich und hielt mir die Augen zu.

„WAS?“ fragte er alarmiert. Ich tat die Hand immer noch nicht weg. „Du wirst jetzt sofort ein Stück von dem Stoff abreißen, welchen ich mir um den Körper gewickelt habe und wirst damit deine Hüften bedecken!“

„Wieso?“ fragte er völlig entrüstet und ich sah zwischen meinen Fingern hindurch, wie er verständnislos an sich herab sah. Ja… er war sicherlich nicht zu verachten. Ganz im Gegenteil. Sein Körper war ein Traum. Aber wenn ich so hinter ihm ging, würde ich jeden zweiten Schritt auf der Nase landen… oder auf ihm…

„Sagen wir einfach, dass Menschlein fühlt sich dann wohler.“

„Wenn mein Bauchnabel verdeckt ist?“

„NEIN!“ ich rollte die Augen und hielt aber weiterhin die Hand davor. Ich konnte nicht darüber reden, ohne hinzusehen. „Nicht dein Bauchnabel, du Dummerchen. Der ist mir egal. Es geht um den Bereich ein Stück weiter unten.“

„Mein Unterbauch?“ Er war immer verwirrter. Ich immer dunkler.

„NEIN…“ und bevor er weiter machte, zischte ich einfach. „Bitte binde es dir einfach um.“

„Gut.“ Er zuckte die Schultern und ich fühlte, wie er sich ein Stück oben vom Stoff abreißen wollte, ein Stück das über meinen Brüsten verlief. „NEIN!“ rief ich und wurde schon wieder rot. „Nimm etwas von unten.“

Er tat es. Ich fühlte den Stoff reißen und meine Knie waren jetzt entblößt. Ich stand mit der Hand vor den Augen so da, bis er „Fertig.“ sagte, dann schaute ich ihn vorsichtig an und atmete erleichtert aus.

Er hatte es sich wie einen blutverschmierten Lendenschutz umgebunden, der einmal weiß gewesen war und ich konnte ihn jetzt ansehen, ohne die ganze Zeit Angst zu haben, dass mir was ins Bild wackeln würde, für das ich nicht bereit war. Jetzt konnte ich auch seinen Bauch betrachten, mit den sechs festen Muskeln daran, auf denen kleine Schweißperlen glitzerten, dem Streifen heller Haare, die in den Stoff führten, der sich an eindeutigen Stellen verheißungsvoll etwas nach außen dellte… und die strammen Oberschenkel... Ich seufzte, während Hitze sich in meinem Bauch angesammelt hatte… und schlug dann schockiert die Hand vor den Mund.

Er sah belustigt aus und so, als ob er, wie der Panter wüsste, was er mit meinem unerfahrenen Körper anstellte „GEH jetzt.“ sagte ich nur. Es war eindeutig, dass ich die Reaktion von mir auf seinen Körper nicht kommentiert haben wollte. Er tat, was ich sagte und setzte sich in Bewegung.

Ich folgte ihm, bei weitem nicht so lautlos, wie wenn er hinter mir herging. Ich war im Gegensatz zu ihm ein Trampeltier.

Während wir weiter marschierten und ich versuchte seinen Hintern zu ignorieren, der jetzt wenigstens von Stoff bedeckt, aber deswegen nicht weniger ablenkend war, meldete sich mein Bauch erneut laut und aussagekräftig.

Ice… ich schmunzelte immer noch über den Namen… drehte mir seinen Kopf zu.

„Was esst ihr Menschen?“ fragte er und hielt mir einen dünnen Ast aus dem Weg, damit ich vorbeigehen konnte.

„Alles was nicht blutet.“ Das war ein winzig kleiner Seitenschlag gewesen. Aber er ignorierte ihn. Ich glaube ihm fiel es gar nicht auf.

„Also fresst ihr kein Fleisch?“ er konnte es nur schwer glauben.

„Doch, aber kein rohes.“ Murmelte ich und trat an einem dicken Baum vorbei, deren Wurzeln alleine fünfzig Meter breit waren. Als ich geradeaus sah, zog sich mein Magen vor Verlangen zusammen. Denn ein paar Meter weiter stand ein zwei Meter großer, imposanter Bumbeerbaum!

Ice zuckte zusammen, als ich kreischend an ihm vorbeischoss. Ich liebte Bumbeeren. Die gab es nur in diesem Wald und ich hatte sie schon als Kind immer gegessen. Mit jubelndem Magen pflückte ich eine der handflächengroßen lilaschwarzen Bumbeere und zeigte sie meinem Begleiter fröhlich. Er verzog angewidert das Gesicht und kam vorsichtig näher, als würde ich ihm eine verbotene Frucht anbieten.

Es war mir egal, ob er nichts wollte. Ich war glücklich und biss in eine der runden Noppen. Sie platzte zwischen meinen Zähnen und der süße Saft lief mir den Gaumen herab. „Mhmmm“ ich lutschte daran. Jedes Tröpfchen wurde vernichtet. Zufrieden widmete mich dann der nächsten Noppe und leckte sie aus. Im Augenwinkel sah ich, wie Ice mich umkreiste. Seine hellblauen Augen waren verschleiert und funkelten wild. Von seinem Blick wurde mir wieder heiß in den Tiefen meines Bauches. Seine Augen waren eindeutig ein wenig dunkler als sonst.

„Was?“ fragte ich und wischte mir mit dem Handrücken etwas Saft aus dem Mundwinkel. Er antwortete nicht, sondern kam mir näher, blieb direkt vor mir stehen und schaute auf mich herab. Als er die Hand hob und sich meinem Gesicht näherte, wich ich ein wenig zurück. Er ließ sich nicht beirren und griff trotzdem nach mir, wischte mir mit dem Daumen ein wenig Saft aus dem Mundwinkel. Mit großen Augen sah ich dabei zu, wie er den Finger an seine Lippen legte und ihn mit spitzer rosa Zunge ableckte. Schließlich schob er ihn sich ganz in den Mund und saugte daran. Das war… sehr ablenkend… und ich fühlte wie heiße Vibrationen meinen Körper an Stellen zum Leben erweckten, die ich bis jetzt ignoriert hatte.

„Willst du auch probieren?“ bevor er so weiter machte und ich gar nicht mehr wusste wo oben und unten war, streckte ich ihm schnell die Frucht entgegen.

„Ich weiß nicht.“ Skeptisch betrachtete er die dunkle, leicht lila glänzende Bumbeere. „Ich glaube nicht, dass mir das schmeckt.“

„Das kannst du erst dann sagen, wenn du es auch probiert hast.“ Das hatte Opa auch immer zu mir gesagt.

„Ich hätte aber Appetit auf was anderes.“ Sein Blick machte klar, was dieses andere war und mir brannten die Wangen sofort wieder lichterloh. Ich hatte keine Ahnung von Männern, aber ich fühlte es, wenn sie meinen Körper attraktiv fanden und mehr von mir wollten als Freundschaft. Die Gestaltwandler waren da sehr offensichtlich. Sogar eine der ewigen Jungfrauen hätte ihren Stimmfall und ihre Andeutungen richtig interpretieren können und wäre vor Scham im Boden versunken.

„Das andere bekommst du aber nicht. Hier.“ Ich drückte sie ihm einfach in die großen Hände. Als sich bei der Übergabe unsere Finger berührten, zuckte ich zurück, denn ich bekam einen kleinen pulsierenden Stromschlag.

Er versuchte es so, wie ich zu machen, hielt die Frucht an seine Lippen und biss vorsichtig in eine Noppe… sie platzte nicht in seinem Mund, sondern vor seinem Gesicht, woraufhin der ganze kostbare lila Saft auf seine Haut spritzte. Ich erschrak über das Geräusch, als ich lachte. Es hörte sich an wie ein hysterisch wieherndes Pferd. Zu selten hatte ich in der Vergangenheit mein Lachen gehört, als das ich daran gewöhnt wäre. Sein Gesichtsausdruck war köstlich, während er sich angewidert den Saft aus den Augen und von den Wangen wischte und mir die Frucht zurück gab. Dabei motzte er auch noch leise vor sich hin. Irgendwas von. „Das kommt davon… wenn man einem Menschen vertraut.“

Als wir ein wenig später wieder auf dem Weg waren, musste ich immer noch kichern. Mein Bauch war jetzt voll mit süßem leckeren Bumbeersaft und irgendwelchen kleinen Zwergen oder Gnomen, die mich innerlich kitzelten, so dass es kribbelte. Ein paar der kleineren unreifen Früchte hatte ich in meine kleine Gürteltasche gepackt, für den Fall, dass wir so schnell nichts zu essen fanden, aber wir wären sowieso bald am Ziel und dann müsste ich mich von meinem Begleiter verabschieden.

Ich beobachtete seine geschmeidigen Bewegungen, während er vor mir her ging. Er stolperte nie, wirkte keineswegs unsicher, bewegte sich zwischen den Bäumen und Büschen hindurch, als wäre er Teil des Waldes, als wäre er Teil der Natur und das war er auch. Konnte ich ihn deswegen weiterhin als schlecht ansehen?

Mein Opa hatte mir immer von den Schauergeschichten erzählt. Von zügellosen Gestaltwandlern, die ihren Hunger nicht unterdrücken konnten und sich kopflos auf ihre Beute warfen, die sie jagten bis sie nicht mehr laufen konnte und sie dann erbarmungslos zerfleischten.

Früher hatte ich gedacht, dass sie deswegen bösartig waren, weil sie andere Lebewesen bei lebendigem Leib verschlangen. Jetzt… wenn ich Ice so betrachtete und mich an seine Wolfsgestalt zurück erinnerte, konnte ich ihn nicht als bösartig ansehen. Es gehörte eben zu seiner Natur. Er fraß, um zu überleben. Nicht, weil ihm das Töten Spaß machte. Aber so war nur er. Ich glaube vor dem schwarzen Wolf müsste ich weiterhin Angst haben. Er war eine wirkliche Bestie, aber nicht wegen dem tierischen Teil in sich. Der Mensch in ihm macht die Bestie aus. Der Mensch neigte zu kompliziertem Sadismus. Das Tier in ihm war unkompliziert. Fressen oder gefressen werden. Der Mensch machte daraus eine Folter, eine Qual. Er ergötzte sich an dem Leid seiner Opfer. Der Wolf beendete es schnell, indem er sofort die Kehle durchbiss und sich dann sättigte.

Ich hatte genau in den Augen des schwarzen Wolfes gesehen, dass ihm meine Angst gefiel… ja sogar berauschte. Er hatte die Jagd mehr ausgekostet als das Fressen.

Wer war dann gut und wer böse?

Mir drängte sich die Frage auf, ob in diesem Szenario hier nicht die Tiere, sondern die Menschen die Bösen waren. Was hieß… das ich so eine grausame dunkle Seite auch in mir hatte. Ich wollte es nicht wissen, wollte mich nicht weiter mit meinen verworrenen Gedanken befassen.

Aber eins war klar. Ice war keine Bestie. Ich vertraute ihm und das glich einem Wunder. Innerhalb von ein paar Tagen hatte er mich von sich überzeugt und wenn er das einmal geschafft hatte, dann brauchte es viel, um das Vertrauen wieder zu zerstören.

Während wir durch den Wald gingen, redeten wir ab und zu. Er fragte mich Sachen, die ihm in den Kopf schossen: Wie alt ich war. Wo ich bis jetzt schon überall gelebt hatte… ob ich wusste, wie ich in diese Welt gekommen war. Ich war ehrlich und beantwortete alles so gut ich konnte. Aber es gab Dinge auf die hatte ich selber keine Antwort.

Er fragte mich, was ich jetzt vor hatte. Ich sagte ihm, ich würde beim Pan bleiben. Er schien enttäuscht. Ich konnte es in seinen Augen sehen. Aber er ging darauf nicht weiter ein. Als ich fragte was er weiter machen würde, zuckte er die Schultern.

„Wirst du bestraft, wenn du zurück kommst?“ fragte ich.

„Ganz sicher werde ich bestraft.“ Es schien ihm gleichgültig zu sein, doch er sah mich nicht an, als er das sagte.

„Hat dein Alpha dir verboten mir zu folgen?“

„Nein. Er wusste nichts davon. Ich habe mich heimlich davon geschlichen, um ihn nicht auf deine Fährte zu locken.“

„Dann hast du ja keinen Befehl missachtet und kannst auch nicht bestraft werden.“ Er schmunzelte ein wenig.

„So einfach ist das nicht. Wir haben keinen eigenen Willen. Wenn ich mich vom Rudel entferne, müsste ich eigentlich um Erlaubnis fragen. Erst recht, wenn ich vor habe tagelang wegzubleiben.“

Ich schnaufte. Das wäre kein Leben für mich. Ich könnte mich niemals so unterwerfen. Zwischen Opa und mir war immer alles einvernehmlich abgelaufen und wenn ich nachgab, dann aus dem Grund, weil ich wusste, dass Opa immer zu meinem Besten handelte.

„Ich könnte mich niemals so unterwerfen.“ Sagte ich und schaute dabei schön auf den Boden.

„Wenn man den Schutz von so etwas Mächtigem, wie einem Rudel voller Gestaltwandlern genießt, dann muss man auch Opfer bringen.“

„Also stört es dich im Grunde genommen?“ nagelte ich ihn fest und schaute kurz auf, um zu sehen wie er nachdenklich in die Ferne blickte. Er musste nicht die ganze Zeit auf den Boden starren, um nicht zu stolpern. Er schien instinktiv zu wissen, wo er hintreten konnte und wohin nicht.

„Ja. Aber nur, weil ich nicht als Unterwürfiger geboren bin.“

„Als was denn dann?“ es war faszinierend.

„Ich bin der Bruder von Ash. Unsere Eltern waren schon immer die Anführer, dass heißt in unseren Adern fließt dominantes Blut.“

„Und Ash ist der schwarze Wolf?“ Toll. Der Superkillerwolf war sein Bruder. Wieso beunruhigte mich das nur?

Er nickte knapp. Eine Strähne seiner Haare hatte sich gelockert und strich über sein Gesicht. Ich wollte diese Locke sein. „Wieso bist du nicht der Anführer?“

„Weil ich jünger bin.“ Klar. Irgendwie.

„Aber nicht schwächer?“ fragte ich, denn ich konnte mich noch zu gut daran erinnern, dass er in Wolfsgestalt um einiges größer und muskulöser war, als der schwarze.

Er grinste jetzt. Die Spitzen seiner Zähne waren zu sehen und ich schaute weg, während mein Nacken prickelte, als wollte er, dass ich ihn verdeckte.

„Ich bin stärker als er.“ Er gab damit an.

„Wieso besiegst du ihn dann nicht und nimmst die Führerschaft an dich. Dann könnte dir keiner sagen, was du zu tun oder wohin du zu gehen hast.“

„Ich kämpfe nicht gegen meine Familie.“ Er war entrüstet. Der Gedanke war ihm anscheinend noch nie gekommen.

„Aber er würde gegen dich kämpfen.“ Gab ich ihm zu bedenken. Ich war mir sicher.

„Nur, weil er sich zu etwas verleiten lassen würde, was nicht richtig ist, muss ich seinem Beispiel nicht folgen.“

„Wieso denn nicht, wenn es zu deinem Vorteil ist?“ fragte ich sachlich.

„Weil es wichtig ist, dass ich mir selbst in die Augen sehen kann und nicht was für Vorteile ich aus meinem Verhalten ziehe.“ Und mir fiel auf, dass er wirklich ein hohes Ehrgefühl hatte. Er das Tier… und ich der Mensch… Naja... lassen wir das lieber.

„Aber wäre es nicht auch besser für das Rudel… wenn du… der Gerechtere von euch beiden… es führen würde?“ Wieso versuche ich ihn überhaupt so zwanghaft zu überzeugen? Es war eigentlich nicht meine Sache.

Er schaute mich jetzt nachdenklich von der Seite an. Ich konnte seinen Blick auf meinem Gesicht fühlen und zwang mich dazu nicht zurück zu sehen. Es reichte, dass meine Haut prickelte.

„Sie beschweren sich nicht.“ Sagte er langsam und nachdenklich.

„Was nicht heißt, dass sie zufrieden sind. Sie geben sich wahrscheinlich nur mit ihrem Schicksal zufrieden, weil sie keinen Ärger wollen wie kleine Ziegen, die dem Pan nach der Pfeife tanzen, um geschützt zu sein.“

Jetzt wurde er langsam wütend. Ich konnte seinen Zorn förmlich in kühlen blauen Wellen meine Wirbelsäule heraufkriechen fühlen. Bis jetzt hatte ich ihn noch nie wütend erlebt. Es gefiel mir nicht und gleichzeitig war es faszinierend, wie stark ich seine Wut fühlen konnte und wie mein Körper auf die Energie reagierte, die er frei setzte.

„Wieso interessierst du dich überhaupt dafür?“ Ein leichtes Knurren schwang in seiner Stimme mit, welches er anscheinend nicht unterdrücken konnte „Ist das eine Angewohnheit von euch Menschen, eure Nase in Dinge zu stecken, die euch nichts angehen?“

Punkt für ihn. So war es… Es ging mich eigentlich wirklich überhaupt nichts an. Es nervte mich aber, dass er damit Recht hatte, also tat ich etwas sehr kindisches.

„Und von euch Wölfen ist es wohl Angewohnheit, um des Friedens Willen, Tyrannei und Ungerechtigkeit über sich ergehen zu lassen.“ Ich sah ihn und den lodernden Zorn hinter den Gletschern an. Fast wäre ich zurückgewichen, als ich sah, wie er abwechselnd die Fäuste ballte und leicht zitterte. Die Muskeln an seinem Oberkörper und seinen Armen waren gespannt. Traumhaft… ich sag es doch.

„Es ist keine Tyrannei. Es sind einfache Regeln, nach denen wir schon seit Anbeginn der Zeit leben. Der Alpha hat das Sagen. Sein Wort ist Gesetz und wird nicht angezweifelt. Für uns muss es keinen Sinn ergeben.“ Er kam mit jedem Wort einen geschmeidigen Schritt weiter auf mich zu und ich wich immer weiter zurück. Seine Stimme klang viel zu gepresst und ruhig, als dass ich ihm abgekauft hätte, dass er sich noch sehr lange im Griff hatte und doch konnte ich nicht aufhören.

„Ist wohl leichter sich führen zu lassen, ohne das eigene Hirn einzuschalten.“ Ich knallte mit dem Rücken in unebene Rinde.

„Auf was willst du eigentlich hinaus?“ Knurrte er in mein Gesicht und es kam aus meinem Mund, bevor ich darüber nachdenken konnte.

„Wenn nur einer von euch auch nur ein Fünkchen Eigenwillen gehabt hätte, dann würde mein Opa jetzt vielleicht noch leben und ich wäre nicht allein!“ Als meine Wangen nass wurden, merkte ich, dass ich weinte. Wie oft wollte ich eigentlich noch durch die Gegend heulen? Und das auch noch vor ihm.

Meine Worte wirkten allerdings und alle Wut wich aus seinem Blick. Wenn ich nicht so damit beschäftigt gewesen wäre vor Scham, wegen der Heulerei, im Boden zu versinken und gleichzeitig wütend auf ihn zu sein, dann wäre mir aufgefallen, dass Zärtlichkeit den Zorn überdeckte, doch ich war damit beschäftigt ihn von mir fort zu stoßen und an ihm vorbei zu stapfen.

Ich konnte über dem nächsten Hügel Rauch sehen. Der Pan machte sicher gerade sein Abendfeuer. Wir waren fast da. Einerseits war ich froh. Andererseits… auch eben nicht.

Die Frage, ob er mir folgte, blieb aus. Wobei… ich mir dieses Mal wirklich nicht sicher war. Aber ich war sowieso am Ziel und stapfte den Berg hoch. Wenn ich an den freundlichen Mann mit dem Ziegenkörper dachte, der mich mit seinem Flötenspiel schon als Kind verzaubert hatte, dann fühlte ich Erleichterung.

Ich trat auf die Hügelspitze und die Erleichterung verflog.

Das Feuer war kein Lagerfeuer. Es kam aus dem, was von seiner Hütte übrig geblieben war. Das Dach war abgerissen, der Garten war zertrampelt, das Gatter war zerbrochen und die Ziegen lagen tot in der Gegend verstreut herum. Alles war verwüstet.

Meine Hoffnung schwand dahin.

CUT!

Anmerkung:

Die Anmerkung besteht darin, dass ich keine schreibe, hihi- zur Abwechslung darfst du mal wieder die Feder schwingen oder die Tasten quälen, ganz wie du magst… So viel zu Bella Babys Mithilfe… aber nein… ich will ja nicht undankbar erscheinen!(Beta Bella Baby: von wegen!!!) Sie hat sich mehr als einmal wundervoll eingebracht und dafür danke ich ihr…

Tja… Pan tot… Hoffnung dahin… da muss klein Seraphina wohl bei Ice und seinen schweissebedeckten Bauchmuskeln und den Hammerlippen bleiben… Die Arme… Sie tut uns echt leid? Oder beneiden wir sie?

Sagt mir wie ihrs findet und für Fragen und wissenschaftliche Klugscheisserungen bin ich immer offen… nicht wahr Grazi?

Ich knutsch euch ganz schnell und lauf dann weg!

KNUTSCH!

Bethy ;)

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Kapitel 3

Kapitel 3

Ich lag hier also auf dem Bauch im gerade abkühlenden Wüstensand und wartete darauf, dass ein Sandbuddler durchlief. Es war ein dicker großer Nager mit viel Fleisch an dem runden rattenähnlichen Körper, der unter dem Sand hin und her hetzte, wie ein Verrückter, weil er niemals still stehen durfte, da er ansonsten starb. Es war eigentlich ein Hai, in Rattenform.

Drei Tage marschierte ich, ohne etwas zu essen, mit dem penetranten Wolf im Nacken durch die Wüste. Jetzt war ich AUSGEHUNGERT.

Mein Magen knurrte und das nicht zum ersten Mal. Drei waren mir schon durch die Lappen gegangen. Ich war einfach keine superschnelle Bestie, so wie Angeberwolf, der ein paar Meter entfernt schon zwei der dicken Viecher gefressen hatte und sich gerade genüsslich das Maul sauber leckte. Er lag da… faul mit ausgestreckten Vorderpfoten wie eine Sphinx und schnaubte immer, wenn mir einer durch die Lappen ging. Ich wusste ganz genau, dass er mich auslachte.

Ich ignorierte ihn geflissentlich, was gut für ihn war Ich hatte Hunger und war aggressiv. Die zwei Monde standen bereits hell am Wüstenhimmel. Das Feuer brannte knisternd. Es wartete nur auf das Fleisch.

Da… türmte sich wieder ein Stück von mir der Sand. Der Sandbuddler rannte darunter hindurch und ich hechtete schnell hinterher. Sie waren verdammt schnell… und ehe ich mich versah, war der Sandhaufen schon weitergezogen und über einen Hügel verschwunden.

Fluchend schlug ich mit den Fäusten in den Sand. Mein Magen knurrte erneut. Meine Kehle war außerdem ganz trocken und ich entschied mich dazu, einen Schluck von meinem genau dosierten Wasser zu trinken, nur einen einzigen Schluck. Nicht mehr, nicht weniger. Es ist schwer nur wenig zu trinken, wenn man sich fühlt, als könnte man einen ganzen Fluß aussaufen.

Ich schaffte es und wischte mir danach den Mund ab, während ich mich im Schneidersitz frustriert vors Feuer setzte. Dann eben kein Abendessen. Wenn man kein Frühstück und kein Mittagessen gehabt hatte, dann kommt es aufs Abendessen nun auch nicht mehr an…

Ich steckte die Flasche weg, zog die Knie hoch, schlang die Arme darum und schaute blicklos in die züngelnden Flammen. In der Nacht wurde es hier verdammt kalt. Aber wenn ich schön am Feuer sitzen blieb, ab und zu aufstand und ein paar Schritte ging, um mich zu bewegen, dann wäre es in Ordnung. Ich dürfte bloß nicht einschlafen.

Mein Magen zog sich vor Hunger erneut zusammen. Mit den Schmerzen im Bauch würde ich ganz sicher nicht schlafen können. Wieder ein Vorteil.

Plötzlich landete etwas dumpf neben mir im Sand. Es war der dickste Sandbuddler, den ich jemals gesehen hatte und er hatte ein zerbissenes Genick. Nur drei Schritte entfernt stand der Wolf. Hinter ihm konnte man die zwei Monde sehen und hätte er nicht wieder mit heraushängender Zunge so dämlich gegrinst und wäre so selbstzufrieden gewesen, hätte er richtig majestätisch ausgesehen.

Ich schaute zu ihm, zu dem Fleisch und wieder zurück.

„Ich will dein Fressen nicht.“ Ich packte das Vieh am glatten Schwanz und warf es ihm vor die Füße.

Ich war auf keine Gestaltwandler angewiesen. Auch wenn sich hinter diesen eisigen Wolfsaugen ein Mensch verbarg, so gehörte er immer noch zu den Bestien, die den einzigen Menschen gefressen hatten, der mir etwas bedeutete.

Er ging zu dem Tier und schob es mit der Nase bis zu mir. Mit dieser Bewegung kam er mir so nah, dass ich sein Fell hätte berühren können, das leicht im Nachtwind wehte. Ich krampfte die Finger um meine Beine und zischte: „Geh weg .“ Daraufhin schaute ich stur geradeaus in die Flammen. Einen kurzen Augenblick fiel mir auf, dass ich wegen seiner Nähe gar nicht in Alarmbereitschaft war und darüber wurde ich nur noch wütender.

Mir schien es fast, er würde mit den Schultern zucken, als er sich an die andere Seite des Feuers legte und genüsslich anfing zu fressen. Die Knochen knackten. Das Fleisch riss und seine weiße Schnauze war am Schluss blutrot.

Genüsslich leckte er sich das Blut ab, legte dann seinen mächtigen Kopf auf die Vorderpfoten und beobachtete mich über die Flammen hinweg, mit seinen menschlichen eisblauen Augen. Ich schaute zurück. Etwas anderes hatte ich ja sowieso nicht zu tun. Nach einiger Zeit stellten sich mir die Nackenhaare von seinem Blick auf. Er war so… Forschend. Eindringlich. Menschlich. Als würde mir gegenüber ein richtiger Mann sitzen und keine Bestie.

Er verwirrte mich mit seinem Blick und ich schaute wieder weg, legte mich rückwärts hin und betrachtete den klaren Sternenhimmel über mir. Es war ziemlich hell in der Nacht, weil es am Himmel so viele Sterne gab, dass man fast kein Schwarz sehen konnte. Außerdem konnte man noch einen anderen Planeten sehen. Er war fast so nah wie der Mond und hauptsächlich blau, also bestand er zum größten Teil aus Wasser. Jedoch waren auch braune, graue und grüne Flächen zu sehen. Davor waren allerdings weiße Streifen. Ich nehme an, es waren Wolken. Wenn ich diesen Planeten ansah, bekam ich ein altbekanntes Ziehen in der Brust. Es war immer so, wenn ich ihn anschaute. Man konnte ihn nur in der Nacht sehen und ich lag oft schlaflos da. Deswegen kannte ich ihn so gut wie in und auswendig. Ob man darauf wohl auch leben konnte, so wie hier? Ob es dort vielleicht Menschen gab?

So richtige Menschen, mit einem Gewissen und moralischen Vorstellungen, mit dem Streben danach Gut zu sein? Glückliche Pärchen? Große Familien?

Ob es hier wohl irgendwo einen Mann gab, der für mich bestimmt war?

Orangeglühende und eisblaue Augen, die sich vermischten und mich verwirrten… das war das letzte, an was ich mich erinnern konnte. Dann wachte ich auf.

Die erste Sonne ging gerade am Horizont auf und ich lag seitlich im weichen Sand. Zum Glück war mir beim Schlafen kein Käfer ins Ohr geklettert! Schlafen? Wenn ich geschlafen hatte und mich nicht bewegt hätte, dann müsste ich eigentlich tot sein…außer es hätte mich jemand gewärmt!

Mit verengten Augen richtete ich mich auf und schaute über das herabgebrannte Feuer hinweg. Kein Wolf war zu sehen! Ich blickte mich um, nur leere Wüste, hellblauer Himmel, die sich jagenden Sonnen und vergessen wir natürlich nicht die halbtoten Bäumchen.

Der Wolf war weg und mein Magen zog sich zusammen. Ich schob es natürlich auf den Hunger…

Gut… dann hatte ich jetzt wenigstens wieder meine Ruhe und konnte weinen, wann und wie es mir gefiel! Dann konnte ich mich wieder einsam und verlassen fühlen… Immer alles schön reden, dann ist es nicht so schlimm… Gähnend rappelte ich mich auf und streckte die Hände der Sonne entgegen. Dabei fiel mein Blick auf meine, schon wieder dreckigen, Fingernägel und ich zuckte zusammen. Wenn ich eine Oase fand, dann müsste ich dringend ein Bad nehmen und es war mir egal, wer mir im Wasser auflauern würde.

Obwohl der Wolf weg war, ging ich hinter die nächste Düne, um mein morgendliches Geschäft zu erledigen. Zum Glück konnten meine Füße nun gemeinsam mit dem Sand heiß werden, dachte ich, als ich zurück kam.

Ich schaute zu der Feuerstelle und meine Schritte stockten, denn er war nicht weg… Jetzt war er wieder da und saß geduldig an seiner Stelle. Irgendwas tief in meinem Bauch entspannte sich bei seinem Anblick.

„Bist du immer so hartnäckig?“ Ein breites Wolfsgrinsen war die Antwort. Langsam ging er mir damit wirklich auf den Geist. „Ich werde nicht auf dich warten oder stehen bleiben, wenn du mal musst…“ warnte ich ihn mehr im Scherz als Ernst und marschierte drauf los. Ich wusste, dass er mir still und heimlich folgte, dafür musste ich mich erst gar nicht umdrehen.

Als ich merkte, dass ich lächelte, wischte ich mir schnell über das Gesicht und war froh, dass die Bestie es nicht gesehen hatte. Jawohl Bestie und NEIN, er hatte mich die Nacht sicher nicht gewärmt! An so etwas wollte ich erst gar nicht denken! In dem Tier steckte schließlich ein Mann… und zu was Männer fähig waren, hatte mir der Panter nur zu gut gezeigt… mit seinen starken Händen… und seinem hübschen atemberaubenden Lächeln… OH NEIN! NEIN NEIN NEIN! Ich driftete wieder ab!

Meine Schritte wurden bestimmter, als ich mir verbot an jegliche Monster zu denken. Ich dachte einfach an Opas Märchen, während ich, mit dem Wolf im Rücken, durch die Wüste marschierte. Auf zur nächsten Oase. Dort müsste ich erst mal meine Wasserflasche auffüllen. Ansonsten würde ich sterben.

Ich werde sterben, dachte ich am Nachmittag, als die Sonnen hell und erbarmungslos herabbrannten. Dort wo eine Oase hätte sein sollen, war nichts als verdorrtes Gestrüpp und die nächste war zwei Tagesmärsche entfernt. Fast genauso weit war es bis zur Waldebene und zurück auch.

Mit Tränen in den Augen stand ich vor der Oase und griff nach meiner Flasche. Ich schüttelte sie. Hörte nichts. Ich öffnete sie und hielt mir die Öffnung auf die ausgestreckte ausgetrocknete Zunge. Kein einziger Tropfen berührte sie. Also schleuderte ich erst mal die Flasche weg und fiel auf die Knie… Dort raufte ich mir eine Runde die Haare… Dann krabbelte ich zu der Flasche und sammelte sie wieder auf. Ich hatte nicht mehr viel, also war es dämlich den Rest meiner Habseligkeiten auch noch in der Wüste wegzuschmeißen.

Ich konnte es noch bis zur Waldebene schaffen und mir dort Wasser holen. Aber wenn mich auf dem Weg dorthin jemand angriff, dann war ich ungefähr so wehrsam wie der Osterhase, der zur Verteidigung mit seinen bunt bemalten Eiern schmeißt.

Im Augenwinkel sah ich, wie die weißen großen Wolfspfoten, mit den spitzen schwarzen Krallen, neben mich traten und er nüchtern das betrachtete, was von der Oase übrig war. Es war mir egal, dass er so nahe war. Ich würde sowieso sterben. Diese Welt war einfach nicht für mich gemacht. Ich war zu schwach. Ich war zu allein. Ich würde es niemals allein bis zum Pan schaffen.

Ich fühlte eine kühle Schnauze, die mir in die Schulter stupste und wich angeekelt zurück. „Hör auf damit und sag mir lieber, was ich jetzt machen soll.“ Fragend, enttäuscht und auch wütend schaute ich zu ihm hoch…in seine hellblauen menschlichen Augen. Er schaute ernst zurück.

Er würde mir ja doch keine Antwort geben, doch in seinen Augen konnte ich etwas erkennen von dem sich mein Herzschlag beschleunigte… also schaute ich kopfschüttelnd wieder weg. Aufgeben war etwas für Schwächlinge… und allein war ich eigentlich nicht. Er war da. Also rappelte ich mich auf und ging weiter.

„Komm.“ Sagte ich, ohne zu überlegen und erschrak vor mir selbst, während wir weiter marschierten.

Der Hunger trieb mich eindeutig in den Wahnsinn, der Durst sowieso. Meine Beine waren schwach vom vielen gehen. Meine Muskeln zogen und ziepten. Meine Kehle war staubtrocken, dafür war jeder Zentimeter meines Körpers mit Schweiß bedeckt.

Ich würde in dieser elendigen Wüste umkommen, dachte ich nicht nur einmal am Tag.

Je später es wurde, umso mehr grübelte ich. Wäre ich doch einfach oben im Nebelwald geblieben und wäre seine Sklavin geworden. Kaum war dieser Gedanke zu Ende gedacht, hätte ich mich am liebsten selbst geschlagen. Aber nicht mal dazu hatte ich die Kraft.

Und die verließ mich immer mehr.

Am Abend konnte ich nicht mal mehr ein Feuer machen. Ich ging solange ich konnte. Aber irgendwann war es vorbei mit jeglicher Energie und ich ließ mich einfach kraftlos in den Sand fallen. Es tat gut einfach nur zu liegen, auch wenn die Nacht bereits eiskalt angebrochen war und ich dringend ein Feuer bräuchte.

Während ich seitlich im Sand lag sah ich gerade noch wie die letzte Sonne hinter einem fluffigen Sandberg verschwand und das letzte Stück Wärme mit sich nahm. Ich konnte förmlich fühlen, wie die Dunkelheit immer näher gekrochen kam.

Aber das war nicht das einzige.

Es war doch egal, ob ich einem Monster in die Finger fiel oder erfror. Da war mir das Erfrieren sowieso lieber. Also rollte ich mich so klein zusammen wie es ging und wartete, wartete auf irgendwas. Auf was, wusste ich selber nicht, während sich die Nacht komplett und ohne jegliches Erbarmen über mich senkte.

Mein Körper war schon bald ausgekühlt und ich fing an so sehr zu frieren, dass meine Brustwarzen vor Kälte schmerzten und meine Zähne klapperten. Das mit dem Erfrieren war vielleicht doch keine so gute Idee gewesen. Es tat weh und das lange, bevor mein Körper anfing taub zu werden.

Ein Schatten überdeckte einen der Monde und ich schaute zähneklappernd hoch…direkt in die besorgten Augen der Bestie, die eigentlich gar keine Bestie war, weil sie mich bis jetzt noch nicht gefressen hatte. Jetzt war ich kalt. Jetzt war es klar, dass er keinen Appetit auf mich hatte. Aber selbst von der Wüstensonne erhitzt, hatte er seine Beißerchen bei sich gelassen.

Was wollte er nur von mir?

Fragend schaute ich ihn an. Fragend schaute er zurück. Ich hatte keine Ahnung, was er wollte. Ehrlich nicht. Konnte der mal nicht mit mir reden?

Plötzlich legte er sich eine Armeslänge von mir entfernt hin und ich runzelte verwundert die Stirn. Sein Blick war mit meinem verwoben, als er sich Stück für Stück zu mir schob und da wurde es mir klar.

Er wollte mich wärmen!

Die Bestie wollte mir das Leben retten, indem sie mich wärmte.

Im ersten Moment wich ich zurück, doch es tat weh mich zu bewegen. Es tat einfach nur weh und ich wollte außerdem auch eigentlich gar nicht sterben. Also biss ich die klappernden Zähne zusammen und hob mit aller Anstrengung, die ich aufbringen konnte, einen Arm.

Er sah fast schon erleichtert aus, als er ganz an mich heran kroch. Ich streckte meinen Körper etwas aus, so dass er sich genau neben mich legen konnte. Er lag auf dem Bauch, die Hinterbeine unter sich, die Vorderbeine ausgestreckt und schaute wartend auf mich herab. Den letzten Schritt musste ich machen. Und ich machte ihn!

Ich robbte über den kalten Wüstensand und umklammerte seinen Rücken mit einem Arm, den anderen schlang ich um die dichte Mähne seines Halses. Er war nicht nur warm. Er war heiß wie ein Ofen und er stank nicht. Er roch frisch. Rein. Also vergrub ich mein Gesicht in seinem weichen langen Fell, genau an seinem Hals. Er lehnte leicht sein Kinn auf meinen Kopf und ich fühlte mich plötzlich so geborgen wie noch nie. Tränen traten sogar in meine Augen.

Selbst Opa konnte mir nicht diese Geborgenheit geben. Schließlich war er nicht doppelt so groß wie ich, bestand nur aus Muskeln und hatte rasiermesserscharfe Zähne. Er war eben nur ein Mensch gewesen. Das hier war ein Raubtier. Von der Natur erschaffen um zu töten. Aber langsam wurde mir klar, dass es unter den Gestaltwandlern auch gute und böse gab.

Ich wollte es ja nur ungern zugeben. Aber dieser hier war gut.

Er beschützte mich und wärmte mich in der kalten Nacht.

Mir wurde klar, dass ich den Menschen, hinter dem Tier, gerne kennenlernen würde. Aber nicht heute Nacht. Heute Nacht war ich einfach nur froh, dass er mir als lebendiger Ofen diente und als meine Zähne aufhörten zu klappern, meine Muskeln sich lockerten und ich einschlief, tat ich das, dass erste Mal seit Jahren, mit einem Lächeln im Gesicht.

Mit diesem wachte ich nicht auf, denn ich war wieder allein. Ich wollte mich im ersten Moment wieder davon überzeugen, dass es gut so war… das er eine Bestie war… das ich ihn nicht brauchte… das ich gerne einsam und verlassen war, während ich blinzelnd im mittlerweile warmen Sand lag. Aber dem war nicht so.

Ich würde ihn nicht rufen und mich nicht nach ihm umsehen, sondern einfach wieder mein Geschäft erledigen gehen. Das tat ich. Als ich über den Sandhügel zurück kam, saß er da und wartete geduldig auf mich, als wäre es niemals anders gewesen. Und ich lächelte wieder. Dieses Mal beließ ich es dabei. Auch wenn der Hunger und der Durst mich immer noch halb wahnsinnig machten, so war ich nicht mehr allein und verlassen.

Er war anscheinend eine treue Seele und genau so etwas brauchte ich.

Wortlos gingen wir drauf los. Aber wie auch nicht… ich rollte über meine eigenen Gedanken mit den Augen. Er ging jetzt nicht mehr hinter mir, sondern neben mir, so dass ich seinen geschmeidigen Bewegungen zusehen konnte. Es war ein hübscher… ein majestätischer… mächtiger Wolf. So ein strahlendes weiß hatte ich noch nie gesehen und dann erst diese außergewöhnlichen Augen dazu…

Er glubschte zu mir und ich schaute schnell weg. Peinlicherweise wurde ich rot, weil ich beim Starren erwischt worden war. Toll. Wunderbar.

Der sollte sich jetzt bloß nichts drauf einbilden. Ich hoffte er hatte die Bewunderung nicht in meinem Blick gesehen, aber als er mir plötzlich verspielt mit der Schnauze in den Oberschenkel stieß, war es mir klar. Er hatte es mitbekommen!

Ich sah ihn jetzt nicht mehr an. Auf gar keinen Fall!

Die Dünen wurden immer breiter und höher. Es wurde immer anstrengender sie zu besteigen und eine kullerte ich versehentlich ins Tal herab, weil ich falsch auftrat. Wenigstens war ich schnell unten, dachte ich, als ich mit dem Mund voller Sand ankam. Ich versuchte ihn auszuspucken, aber durch den Flüssigkeitsmangel hatte ich nicht mehr viel Spucke übrig. Also ging ich mit Streuselkuchengefühl im Mund weiter, bis jede Faser meines Körpers schmerzte.

Die Luft wurde mit jedem Schritt, den wir gingen, ein wenig kühler. Wenn wir die Nacht durchmarschierten, waren wir am nächsten Tag in der Hochebene. Dort, wo es Wasser und etwas zu Essen gab, sogar ein kleines Häuschen und den Pan, der mir raten würde, was ich als nächstes tun sollte.

Der Wolf roch die kleine Veränderung in der Luft auch, merkte wohl auch, dass wir immer näher kamen, denn er wurde eindeutig nervös.

Er spitzte die Ohren und blieb plötzlich stehen. Ich weiß nicht wieso. Aber ich tat es ihm gleich und somit überließ ich ihm plötzlich die Führung über uns beide. Ich sah zu ihm herüber und merkte wie sein Körper vor Anspannung ganz starr wurde. Dann sträubten sich seine Nackenhaare und er knurrte leise. In seine Augen trat ein schier tödlicher Ausdruck.

„Was ist?“ flüsterte ich ihm zu. Sein dunkles Knurren und der Ausdruck in seinen Augen machte mir Angst, auch wenn es nicht mir galt. Automatisch wich ich einen Schritt zurück. Er duckte sich ein wenig, legte die Ohren an und sein Knurren wurde lauter, eindringlicher. Ich folgte seinem Blick und erstarrte, als ich zum Horizont schaute.

Dort oben… auf einer Sanddüne war eine Schlange… und damit meine ich keine normale Schlange. Ich meine eine Amphisbaena. Die hatte nicht nur ein Köpfchen an ihrem Körper, sondern gleich mal zwei. Ein Köpfchen vorne. Ein Köpfchen hinten. Ich hatte mich schon immer gefragt, wie die das mit ihren Ausscheidungen anstellte, aber dieser Frage würde ich ganz sicher wann anders klären.

Sie stand dort mitten in der letzten untergehenden Sonne, mit hoch aufgerichtetem, grünlich schimmernden Leib, gelben Augen und herausblitzender Zunge und ich wusste, wir mussten sterben…oder kämpfen. Ich wich noch ein paar Schritte zurück, griff aber instinktiv schon mal nach meinem Dolch.

Der Wolf wich nicht zurück. Er wusste wohl, dass sie vor hatte anzugreifen, denn er schlich sich geduckt nach vorne. Ich konnte dabei sehen, wie seine Schultermuskeln arbeiteten. Angriff war eben die beste Verteidigung. Aber ich wusste nicht, ob und wie er, mit diesem massigen Körper, klar kommen würde. Sie war sicher zehn Meter lang und begann sich jetzt, in aller Ruhe, die Düne herunter zu schlängeln. Jede Flucht war zwecklos. Sie war zu nah. Und ich war mir sicher, dass er niemals kampflos flüchten würde. Auch wenn es DÄMLICH war!

Jetzt stand ich hier also Seite an Seite mit einem Gestaltwandler und würde gegen eine Amphisbaena kämpfen. Toll… dabei war der Tag heute gar nicht mal so schlecht gewesen! Bis auf die Tatsache das ich kurz vor dem Verdursten war und kaum Kraft in meinem Körper hatte. Aber zum Glück gibt es ja noch das Adrenalin das jetzt anfing durch meine Blutbahnen zu rauschen.

Sie kam näher und näher… er duckte sich soweit, dass er fast mit dem Sand verschmolz und aus irgendeinem Grund wurde ich auch ganz ruhig und bewegte mich nicht mehr. Ich hatte mal gehört, dass Amphisbaenas sie nicht gut sehen konnten. Vielleicht hatte sie so Probleme uns auszumachen.

Als sie nur noch zwei Meter entfernt war, wollte ich dann doch laufen und auch, als sie vor dem Wolf war und stehen blieb. Sie richtete sich auf… verdeckte mit ihrem massigen langen Körper die Sonne… und wartete… Wir warteten… Die gesamte Welt wartete ein paar Sekunden.

Dann schnellte sie plötzlich nach vorne.

Ich schrie vor Schreck. Der Wolf war schnell genug und sprang auf die Seite, so dass sie nur eine Ladung voll Sand erwischte. Doch da war noch ihr Hinterteil, welches ja eigentlich das Vorderteil war und andersrum auch… und das schnappte auch nach ihm.

Er duckte sich darunter hinweg und sprang dann den Hals der Schlange an. Er verbiss sich darin, zerrte sie herab und stemmte sich mit allen vier Pfoten gegen den Boden, zog die schwere Schlange zappelnd durch den Sand. Das Blut tropfte auf die Erde und über seine weiße Brust.

Der andere Teil zischte und wollte ihn auch attackieren. Mir wurde klar, dass er mit beiden Köpfen nicht fertig werden würde und anstatt wegzulaufen und das Weite zu suchen, schrie ich sie an und fuchtelte wild mit den Armen.

„Hey… HEY! Hier bin ich! Komm und friss mich!“ Sie schaute mich kurz, fast schon arrogant, an. Der riesige Wolf zerrte noch einmal und riss ein großes Stück Fleisch aus ihrem anderen Hals. Sie zischte, wandte sich von mir ab und wollte ihn angreifen. Okay… ich war wohl nicht gefährlich genug.

Bevor sie ihm allerdings in den ungeschützten Rücken biss, sprang ich einfach mal so drauf los und rammte ihr mit beiden Armen mein Messer irgendwo in den Leib. Hauptsache rein da.

Ich wusste, ich konnte sie nicht tödlich verwunden, aber ich würde den einen Kopf wenigstens beschäftigen, bis der andere zerstückelt war. Weitere Fleischbrocken fielen. Blut tropfte in der heißen Wüste, doch JETZT hatte ich ihre Aufmerksamkeit.

Sie wollte nach mir schnappen, ich sah sie kommen und rollte mich schnell über ihren Körper, so dass sie sich selber biss. Dabei zog ich mein Messer aus ihr und stieß aus Versehen in den Wolf, der mit dem anderen Kopf beschäftigt war. Ich fiel ungraziös auf meinen Hintern. Mein Messer landete, nicht gerade griffbereit, im blutgesprenkelten Sand.

Ich hörte hinter mir ein dumpfes Geräusch und sah, wie der andere Kopf abgetrennt in den Sand fiel. Mich würgte es fast, doch ich hatte für Übelkeit keine Zeit.

Der noch lebendige, nun sehr wütende Schlangenkopf raste nämlich bereits auf mich zu. Mist! Ich konnte gerade noch die Hände heben, da stand plötzlich der Wolf vor mir und zwang sie schnappend dazu, den Schlag nicht auszuführen, wenn sie nicht direkt mit seinen imposanten Beißerchen Bekanntschaft machen wollte.

Ich hätte fast applaudiert, doch dafür blieb nun auch keine Zeit mehr.

Das ihr zweiter Kopf ab war, hieß nicht, dass sie den Rest ihres Körpers nicht nutzen konnte. Er lockte ihre Zähne von mir weg… und ich lag jetzt also allein im Sand… da fühlte ich plötzlich, wie sich ihre feste trockene Schlangenhaut um mich schmiegte… mich einwickelte… ganz leicht und dann immer fester.

Ich schrie… und strampelte drauf los, konnte aber nicht mehr reagieren, oder gar an mein Messer herankommen, als sie mich komplett umschlang und anfing zu pressen… mir das Leben aus dem Körper zu drücken…

Mir wurde schwindlig und ich fühlte mich, als würden meine Augen aus meinen Höhlen quellen, während sie mich mit dem Hinterteil malmte und vorn herum mit dem Wolf kämpfte.

Ich streckte meine Finger über den heissen Sand und versuchte an mein Messer zu kommen, fast schaffte ich es… aber es reichte nicht ganz… bevor Schwärze mich umfing und mir wortwörtlich die Luft ausging.

CUT!

Als Erinnerung: Die Liebes/Fick/Dreier-Geschichte geht erst ab fünf- sechs Kapiteln richtig los, aber dafür wird es etwas… grenzsprengendes…unvergessliches… von mir noch nie dagewesene… absolut AVLiges… mit zwei heißen DonBoth-Kerlen ;)… ja ich weiß… ich hab das Grenzen Sprengen oft versprochen, aber immer eingehalten, oder???? ODER? Also GEDULDET EUCH und sagt mir wie ihr es bis jetzt findet. Auch wenn es Prosa ist! Im nächsten Kap lernen wir den Wolf als Mensch kennen… und er ist so………..

Finde es traurig wenn nur so wenig Reviews kommen. Ihr habt mich eben in der Vergangenheit zu sehr verwöhnt. ;)

Danke natürlich an Beta Bella Baby fürs betan und fürs diskutieren und fürs dasein… und… und… und… ;)

Ich knutsch euch mal wieder, ganz leise und heimlich und unauffällig!

KNUTSCH!